Migration - Museum Arbeitswelt Steyr
Vernissage Freitag, 29. April. 2005
Ausstellungsdauer bis 31.5.2005
Migration – eine künstlerische Wanderung
Art 64 – die ÖGB Kunstgruppe Steyr zeigt neue Sichtweisen zum Thema Migration.
Am Freitag, den 29. April gibt es im Museum Arbeitswelt die Gelegenheit, das Thema Migration aus dem Blickwinkel von Künstlern zu betrachten. Die Gruppe Art 64 ließ sich von der Ausstellung im Museum Arbeitswelt inspirieren und schuf Werke zu diesem Thema. Besonders spannend ist dabei, wie sich beide Ausstellungen ergänzen.
Art 64 ist die älteste Kunstgruppe in Steyr. Seit mehr als 40 Jahren setzt sich diese Gruppe immer wieder mit sozialen und gesellschaftspolitischen Themen auseinander. Auch die Gruppe ist ständig in Bewegung – immer unterwegs.
Andreas Renoldners Lesung bei der Vernissage setzt sich literarisch mit Migration auseinander.
Omac Yühsel spielt Musik aus seinem Heimatland und ermöglicht dadurch einen weiteren Zugang zu diesem Thema.
Das Museum Arbeitswelt zeit Migration als Wanderung von Einzelpersonen oder Gruppen im geographischen oder sozialen Raum.
Art 64 denkt dabei auch an Rainer Maria Rilke - Zitat:
“Denn vergessen sie nicht, dass die Kunst nur ein Weg ist, nicht ein Ziel.“

Die Wiege der Menschheit liegt in Afrika.
Von Andreas Renoldner
Ob dieses Ostafrika mit dem heutigen Ostafrika irgendetwas zu tun hat, und ob Ostafrika damals nicht ein Teil eines Gondwanalandes oder sonst einer Erdkrustenplatte gewesen ist, weiß ich nicht. Wie ich überhaupt trotz guter Lesbarkeitden Artikel nur halb verstanden habe. Ich habe nicht herausgefunden, wie sie nachgewiesen haben, dass irgendeine Urform des Menschen dort an der Küste sozusagen das Licht der Welt erblickt habe, man habe von Fischfang und Muschelernte gelebt und sei langsam an der Ostküste Afrikas nordwärts gewandert.
Die am Rudolfsee wohnenden Urmenschen haben eine mit den heutigen Menschen vergleichbare Gestalt gehabt, schließt man aus den Knochenfunden. Ich nehme an, die These ist irgendwie beweisbar. Man kann angeblich sogar auf ein paar tausend Jahre genau datieren, wann unsere Vorfahren von Kleinasien nach Deutschland gekommen sind, um durch das Neandertal zu wandern. Wann andere Stämme über die damals vielleicht noch gangbare Landbrücke zwischen Russland und Alaska nach Nordamerika und wiederum nach Süden weiter bis nach Feuerland gezogen sind. Wann sie übers Meer nach Tanimbar gefahren sind und nach Palau.
Man hat das irgendwie mit den Genen nachgewiesen, habe ich gelesen. Mit der DNS der Mitochondrien.Eine andere Wanderbewegung habe das Ende des römischen Reiches zur Folge gehabt. Dazu ist schon mehr bekannt, einschließlich der Namen von Heerführern oder auch Königen, Theoderich zum Beispiel. Weniger bekannt, dafür aber noch besser belegt ist die Tatsache, dass aus Frankreich stammende Kreuzfahrer auf dem Peloponnes geblieben sind.
Denen hat es in der griechischen Sonne einfach besser gefallen als im kalten Frankreich, sie haben im 13.Jahrhundert Burgen errichtet und fast so etwas wie ein Staatsgebiet. Anfang des vierzehnten Jahrhunderts wurden die Villehardouin im Kampf gegen die katalanische Kompanie, einem gut organisierten Landsknechtheer, das auf eigene Faust plündernd durch Griechenland gezogen ist, vernichtend geschlagen, angeblich haben nur zwei der siebenhundert Ritter überlebt.Wenn ich zu Fuß, mit dem Rad oder mit Schiern unterwegs bis, kenne ich diese Neugierde nach dem Dahinterliegenden. Ein Berg am Horizont reizt. Und eines Tages gelingt es mir dann, genau dort hinaufzugehen. Dort finde ich wieder vom Tal aus gesehen hinter dem Horizont Verborgenes, was mich zwar nicht überrascht, aber doch Anreiz genug ist, auch dorthin – und so weiter.
Ich kann das Dahingehen und Weiterwandern als eine jedem Menschen ins Blut gelegte Eigenschaft, ja vielleicht sogar als grundlegende Verhaltensweise von Menschen nur behaupten. Ich habe dafür keine Beweise in der Hand.Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es so etwas gibt. Welchen Grund nämlich hätten die Urmenschen bei der damaligen Bevölkerungsdichte in Ostafrika gehabt, an der Küste weiterzuwandern? Oder mit Booten zu in der Ferne vermuteten Inseln aufs Meer hinauszufahren und Polynesien zu besiedeln?
Ein logisch zwingender Grund scheint nicht zu existieren. Ja im Gegenteil:
Als die Wikinger über Island und Grönland nach Nordamerika vorgedrungen sind, hat angeblich Erik der Rote zur Sicherung dieser Strecke mit Hilfe der Lüge, es handle sich um ein grünes Land, Menschen dazu gebracht, in Grönland Siedlungen zu errichten.Angeblich sind die Bewohner dieser Siedlungen innerhalb weniger Generation ausgestorben, weil die Wikinger im Gegensatz zu den Eskimos nicht in der Lage gewesen sind, die für ein Überleben in arktischen Bedingungen nötigen Lebensmittel zu beschaffen. Angeblich sind sie wegen Kalkmangel, der vermutlich ein Mangel an Vitamin D gewesen ist, von Generation zu Generation zunehmend kleinwüchsiger zur Welt gekommen, bis irgendwann im späten Mittelalter die Frauen der angesiedelten Wikinger gänzlich unfruchtbar geworden und die europäischstämmigen Bewohner Grünlands tatsächlich ausgestorben sind.
Unabhängig davon, ob Migration mit Hinwollen oder Wegmüssen zu tun hat, ist sie doch einer der wesentlichsten Motoren für Fortschritt gewesen. Wobei Fortschritt nicht zwangsläufig mit positiver Entwicklung zu tun haben muss. Mir scheint ja, dass uns die Einwanderung unserer Vorfahren aus Südafrika nicht viel Glück gebracht hat.Natürlich haben die Menschen nicht wissen können, dass sie später wegen der Eiszeit hier festgehalten werden und nicht über die Alpen und das Mittelmeer in den warmen Süden zurückfliehen können. Es ist ihnen einfach passiert, dass sie hier hängen geblieben sind.
Das schlechte Wetter und die Kälte haben sie gezwungen, sich warme Bekleidung zu beschaffen, massive Wohnstätten zu errichten und wegen der Jahreszeiten ein ganz bestimmtes Verhalten zu erlernen: Man muss ständig über längere Zeiträume vorausdenken. Ein Beispiel sei der Zwang zur Heuernte oder der Vorratshaltung allgemein, Verhaltensweisen, die in tropischen Gegenden schlicht und einfach unnötig sind. Hier bei uns hat sich zwangsläufig eine ganz eigene Art entwickelt, die Welt zu denken und zu betrachten. Das Planen hat europäische Kultur zu einer Weltmacht werden lassen, unsere Art zu denken bestimmt heute die Weltwirtschaft.
Sämtliche Einzelheiten und vor allem Nachteile anzuführen fehlt mir die Zeit.
Grundsätzlich aber möchte ich darauf hinweisen, dass ein Großteil der in unserer Kultur entwickelten Möglichkeiten mit Absicherung zu tun hat. Das mag mit Privatbesitz beginnen und mit dem Anhäufen von individuellem Reichtum, derhoffentlich etwaige zukünftige Lebensprobleme beseitigen oder mildern kann, und geht bis hin zu Selbstgeißelung, die als aktives Zeichen von Buße dem Einzelnen nach seinem Tod ein warmes und vor allem ewig gültiges Himmelsplatzerl reservieren soll.
Es gibt nur einen Trost in diesem bösen Spiel. Wir sind nicht schuld daran. Schuld sind unsere nach Europa eingewanderten Vorfahren und die Eiszeit.
Angeblich wollen wieder Menschen aus dem Süden und Osten zu uns kommen. Wir sollten sie warnen. Sie werden in ein paar Generationen genauso sein wie wir. Die Geschichte hat gezeigt, dass dabei nichts Gutes herauskommt.





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